Kinzigtal-Triathlon: Die beiden Sieger über ihre Klasse-Leistungen zum Saisonauftakt, weitere Ziele und die Relevanz der Bundesliga-Wettkämpfe

Verena Repp vom TV Bad Orb und Jonas Hoffmann „Team Race-Xtract“ heißen die beiden Sieger des 20. Kinzigtal-Triathlons (über den die GNZ bereits in der Montagsausgabe berichtete). In einer beeindruckenden Vorstellung bestritten die beiden Protagonisten ein fast einsames Rennen an der Spitze des Frauen- und Männerfeldes. Am Zielbogen im Barbarossafreibad verkündete der Sprecher nach der Sprintdistanz zwei neue Streckenrekorde. Im Interview sprechen die Rekordhalter darüber, wie es zu den neuen Bestzeiten gekommen ist, und geben Auskünfte über die Relevanz der Triathlon-Bundesliga für die weitere Leistungsentwicklung.

GNZ: Frau Repp, herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Nach fünf Kilometern auf dem Rad haben Sie die Führung übernommen und bis in das Ziel nicht mehr abgegeben. War das nicht langweilig?

Verena Repp: Das war erstmal total spannend und aufregend. Fast eine Stunde war ich im Flow und habe mich nur auf mich konzentriert. Intensiv habe ich mein System gespürt, wie Körper und Geist eine Leistungseinheit bildeten. Das Gefühl ist total abgefahren, wenn alles auf Hochtouren läuft und die Bäume und die Menschen an einem vorbeirauschen. Das ist im Training meist nie so. Im Wettkampf ist es eine Kombination aus Schmerz, Leichtigkeit und Geschwindigkeit – das macht so richtig Spaß.

Letztes Jahr kämpften Sie noch bis kurz vor Schluss mit Ihren Teamkameradinnen vom „Team Bad Orb – Gesund im Spessart“ um den Sieg. Wie konnten Sie Ihre Bestzeit aus dem Vorjahr nochmals um 55 Sekunden auf 58:12 Minuten verbessern, ohne den leistungsfördernden Druck anderer Athletinnen?

Repp: Mein Ziel war es, unbedingt den eigenen Rekord zu verbessern. Die Streckenbestzeit soll möglichst lange bestehen bleiben – ich wollte mich ein wenig verewigen (lacht). Das hat mich im Vorfeld und in dem einstündigen Kraftakt enorm motiviert. Hoffentlich knackt eine Athletin aus unserem Team erst in zehn Jahren den Rekord (lacht). Letztes Jahr war es eher ein taktisches Rennen, da habe ich mich an der ein oder anderen Stelle ein wenig zurückgehalten, dieses Jahr war ich aber alleine unterwegs und habe nur gegen den Sekundenzeiger gearbeitet, da meine sehr schnelle Teamkollegin Amelie Hanf wegen einer Erkrankung den Wettkampf leider kurzfristig absagen musste. Ich habe voll durchgezogen und um jede Sekunde gekämpft. Das war sicherlich ein großer Baustein für die neue Bestzeit.

GNZ: Sie haben sich in allen Teildisziplinen verbessert und im Laufen um 35 Sekunden gesteigert.

Repp: Ja, im Herbst habe ich mir einen neuen Schwimmverein gesucht, um mich noch weiter im Schwimmen zu verbessern. Nach meinem Halbmarathon in Frankfurt wusste ich, die Laufform stimmt und ist noch besser als letztes Jahr. Ein Grund für meine Laufverbesserung lässt sich auch auf unsere neuen Team-Carbonschuhe zurückführen, die bestimmt auch ein paar Sekunden gebracht haben.

In zwei Wochen beginnt die Saison in der 1. Triathlon-Bundesliga im Kraichgau. Mit welchen Ambitionen gehen Sie die Saison in der höchsten deutschen Liga an?

Repp: Die Bundesliga mit unserem Team macht uns wirklich sehr viel Freude. Wir verstehen uns alle super und freuen uns füreinander, auch wenn wir mal nicht aufgestellt werden und als Ersatzkraft dabei sind. Wir erfahren am Wettkampfort, inmitten der besten deutschen und teilweise auch internationalen Triathlonelite über die Sprintdistanz, ganz viele prägende Erlebnisse, die mich in den letzten Jahren sehr bereichert haben. So soll es auch dieses Jahr sein. Ich möchte so schnell wie nie zuvor sein und dem Team helfen, eine gute Saison hinzulegen. Einen Tag nach unserem Wettkampf starten auch Lisa Gerß und Laura Jansen aus unserem Team beim Ironman 70.3, da schauen wir dann alle zu. Das wird ein sehr schönes Sportwochenende.

Herr Hoffmann, herzlichen Glückwunsch! Sie sind zum ersten Mal in Gelnhausen am Start gewesen und nehmen gleich einen Sieg mit nach Hause in Ihre Heimatstadt Butzbach. Sie gehören zu den besten deutschen Athleten über die Mitteldistanz. Können Sie uns kurz mitnehmen auf den für Sie eher kurzen Kurs in Gelnhausen?

Jonas Hoffmann: Das Wettkampf- areal ist sehr schön mit dem Freibad und den Rad- und Laufstrecken. Besonders die Radstrecke mit Wendepunkt ohne große Kurven hat mir sehr gut gefallen, da man hier ohne Probleme seine Wattwerte treten kann. Auch die Laufstrecke ist schön gelegen und bietet mit dem kleinen Hügel eine schöne Herausforderung. Insgesamt hat die Triathlonabteilung des Schwimmvereins einen sehr guten Wettkampf organisiert – als Saisoneinstieg ideal.

Ihre Laufzeit von 15:37 Minuten über die abschließenden fünf Kilometer war sehr beeindruckend. Mit einem neuen Streckenrekord und der Verbesserung der Bestzeit aus dem letzten Jahr von Thomas Ott auf nun 48:45 Minuten sind Sie sicherlich sehr zufrieden …

Hoffmann: Ende Januar hatte ich einen Bänderriss und habe jetzt im Wettkampf meine erste schnelle Einheit gemacht seit meiner Genesung. Dass es so gut ging, hat mich auch überrascht.

Zwischen 2016 und 2019 sind Sie mit dem EJOT Team TV Buschhütten Deutscher Mannschaftsmeister in der 1. Triathlon-Bundesliga geworden. Was reizt Sie besonders an der längeren Mitteldistanz gegenüber den kurzen Strecken?

Hoffmann: Meine Stärken liegen im Radfahren und im Laufen, daher kann ich mein Potential auf den längeren Distanzen einfach besser ausspielen als auf der Sprintdistanz. Kurz gesagt: Ich will weiter vorne sein (lacht). Besser sein und schneller sein liegt in der Natur des Sports, das treibt mich an. Auf den kurzen Strecken bestimmt die Schwimmleistung zu einem großen Anteil das Endergebnis, weil man durch das Windschattenfahren einfach nur schwer nach vorne kommt, weil alle anderen gleich am eigenen Hinterrad hängen. Zudem spielt auf der Kurzdistanz das Thema Ernährung im Rennen fast keine Rolle. Auf der Mitteldistanz geht ohne Energiezufuhr nichts. Mich damit zu beschäftigen und wissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen bereitet mir Freude.

Wie sieht Ihre weitere Saison aus, und was ist Ihr Saisonhöhepunkt?

Hoffman: Der Kinzigtal-Triathlon war eine gute Vorbereitung für den Ironman 70.3 im Kraichgau, den ich in zwei Wochen angehen werde. Mein Saisonhöhepunkt ist die 70.3- Ironman-Weltmeisterschaft im finnischen Lahti. Zur Vorbereitung werde ich vielleicht auch noch ein Bundesligarennen machen, da die Anforderungen in diesen Wettkämpfen ideal sind, um auf den mittleren und längeren Distanzen schneller zu werden. Darüber hinaus absolviere ich meine erste Langdistanz beim Ironman in Nizza.

 Verena Repp vom TV Bad Orb
 Jonas Hoffmann „Team Race-Xtract“

 Gelnhäuser Neue Zeitung