Die Sieger des Kinzigtal-Triathlons, Verena Repp und Thomas Ott, über die Bedeutung von Rekorden und ihren Trainingsalltag

Die Gewinner des 19. Kinzigtal-Triathlon über die Sprintdistanz heißen Verena Repp (Team Bad Orb – Gesund im Spessart) und Thomas Ott (Team Erdinger Alkoholfrei). Beide erzielten auf der im Jahr 2017 neu eingeführten Strecke neue Streckenrekorde. Nach dem Zieleinlauf standen die beiden Ausdauerasse für ein Interview zur Verfügung und berichteten unter anderem über die Bedeutung von Rekorden, Monotonie im Trainingsalltag eines angehenden Profisportlers.

GNZ: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, Frau Repp! Haben Sie im Vorfeld an einen Sieg geglaubt?

Verena Repp: Niemals! Ich habe insgeheim gehofft, auf das Podium zu kommen, aber ein Sieg gegen die starke Konkurrenz aus dem eigenen Team, gegen Stephanie Weiß und Isabel Neese, daran habe ich nie gedacht! Ich freue mich riesig, so ein tolles Rennen gemacht zu haben, das gibt mir wirklich Kraft für den Spagat zwischen Berufs- und Trainingsalltag, was ja teilweise echt schwierig ist, das alles unter einen Hut zu bekommen.

Bei Kilometer vier haben Sie die seit dem Schwimmen führende Stephanie Weiß aufgelaufen und überholt. Redet man da kurz, da es sich ja um die eigene Teamkollegin handelt?

Ein Plausch ist da nicht drin. Ich glaube, ich habe: „Auf geht’s, bleib dran!“ zu Stephi gesagt, für einen weiteren Satz hatte ich keine Luft mehr (lacht)!

Sie haben den Streckenrekord Ihrer Teamkollegin Lisa Gerß aus dem Jahr 2018 um 18 Sekunden unterboten und mit 59:07 Minuten eine neue Bestmarke aufgestellt. Wie wichtig sind solche Rekorde für Sie?

Das freut mich natürlich! Wenn ich ehrlich bin, wusste ich gar nicht, wo die Bestmarke liegt. Man konzentriert sich so sehr auf das eigene Rennen, dass man die Gesamtzeit fast nie im Kopf hat.

Sie haben seit einigen Monaten einen Trainer, vorher haben Sie die Trainingssteuerung selbst übernommen. Hat sich das schon ausgezahlt?

Ja, ich denke schon. Der Vorteil liegt auch darin, dass ich mir keine Gedanken mehr machen muss, was ich trainieren muss und möchte. Neben meinem Vollzeitjob als Finanzbeamtin bringt mir das neue Freiheiten, aber auch Verpflichtungen, da ich die Einheiten ja auch durchziehen möchte. Früher habe ich das nach meinem eigenen Gefühl gesteuert, jetzt gehe ich auch mal Laufen, wenn es auf dem Plan steht, obwohl ich lieber in das Schwimmbad gehen würde, weil die Sonne so schön scheint! Für unsere Bundesligasaison wollte ich einfach mal was Neues ausprobieren, damit ich mich weiter verbessern kann. Ich bin auf einem guten Weg, aber die Bundesligarennen, auf denen dieses Jahr mein Fokus liegt, da ist die Renndynamik ganz anders.

Wie hat Ihnen der Triathlon in und um Gelnhausen gefallen?

Der Schwimmverein Gelnhausen hat das wirklich toll gemacht! Das Areal im Freibad ist wirklich sehr schön. Ich wohne in der Nähe von Butzbach und ich würde mir auch so ein schönes und warmes Freibad in der Nähe wünschen. Die voll gesperrte Radstrecke ist auch super und die Laufstrecke auf dem Radweg sehr angenehm zu laufen.

Am diesem Wochenende findet die Ironman-Weltmeisterschaft in St. George im Bundesstaat Utah (USA) statt und im Herbst noch mal auf Hawaii. Wie ist Ihre Meinung zu diesen doppelten Weltmeisterschaften?

Der Wettkampf auf Hawaii hat eine lange Tradition, die mit vielen Mythen, Tragödien und Geschichten verbunden ist. Warum man jetzt auf Biegen und Brechen wegen der ausgefallenen Wettkämpfe in Utah eine zusätzliche Weltmeisterschaft austrägt, erschließt sich mir nicht ganz. Natürlich werde ich das verfolgen und freue mich über deutsche Erfolge und einen spannenden Rennverlauf, auch wenn die beiden Ironman-Weltmeister Jan Frodeno und Patrick Lange wegen Verletzungsproblemen nicht am Start sind.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Ergebnis in Gelnhausen, Herr Ott? Sie haben auch einen neuen Streckenrekord mit 49:32 Minuten aufgestellt und die Bestzeit von 51:59 Minuten von Vincent Größer deutlich unterboten?

Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen. Vorher standen viele Fragezeichen im Raum, da die letzten Trainingswochen eher einer Achterbahn ähnelten und nicht sehr konstant waren. Außerdem habe ich diese Saison einige Änderungen vorgenommen, wie zum Beispiel einen Trainerwechsel. Der Kinzigtal-Triathlon war dafür der perfekte Test, und der ist auf jeden Fall gelungen. Dass ich den Streckenrekord so deutlich unterbiete, habe ich nicht erwartet, deshalb freut es mich umso mehr.

Wie darf man sich das Leben eines Topathleten vorstellen? Können Sie uns da einen Einblick geben, wie Ihr Tagesablauf ist?

Er ist auf jeden Fall nicht immer so spannend, wie man vielleicht im ersten Moment denkt (lacht). Mein Tag wird komplett um den Sport herum organisiert. Es stehen jeden Tag mindestens zwei und oft auch drei Einheiten auf dem Plan. Die erste Einheit ist bei uns meistens das Schwimmen. Dort trainiere ich in der Gruppe am Bundesstützpunkt in Nürnberg. Anschließend gibt es ein zweites Frühstück und die Beine werden hochgelegt, bis die nächste Einheit ansteht. Meistens ein Lauf am Mittag und abends noch ein Radtraining. Ein normaler Trainingstag hat bei mir über vier Stunden. Da bleibt oft nur etwas Zeit für die Uni, ich studiere im Fernstudium Bauingenieurwesen. In Summe absolviere ich circa 25 bis 28 Stunden Training in der Woche.

Nächste Woche starten Sie beim Triathlonklassiker in Buschhütten gegen internationale Konkurrenz. Mit welchem Ziel werden Sie in das Rennen gehen?

Das Feld wird sehr stark sein, deswegen nutze ich das Rennen vor allem, um zu schauen, wie ich im Vergleich zu langjährigen Profis stehe. Mit einer Top-Acht-Platzierung wäre ich da schon sehr glücklich. Das Rennen wird vor allem seine eigene Dynamik haben mit so einem leistungsmäßig dichten Feld.

 Verena Repp und Thomas Ott. FOTO: RE

 Gelnhäuser Neue Zeitung